5. Mai 2017

Wer hat heute die Zeit oder überhaupt die Geduld sich mit einem Thema länger als 5 Minuten zu befassen?

Ich merke dies an meinem eigenen Verhalten und an meiner eigenen Konzentrationszeitspanne: Während ich mich als Kind stundenlang mit etwas auseinandersetzen konnte und Zeit hatte ein Buch zu lesen oder etwas zu malen, fällt es mir heute sehr schwer mich eine halbe Stunde lang ruhig hinzusetzen und ein ganzes Kapitel zu lesen, so packend das Buch auch sein mag. Vielleicht fehlt mir die Zeit dazu, aber größtenteils fehlt mir einfach die Geduld.

Die Prozesse in unserer Gesellschaft sind durch die Digitalisierung und das Internet schneller geworden – was nicht schnell geht, wird als nicht effektiv und produktiv angesehen.

In Bezug auf Weiterbildung war Zeit schon immer ein Problem, hinzu kommt die kurze Halbwertzeit von Informationen und Inhalten und auch, die rasch wechselnden Interessen und Aufgaben. Alles Gründe dafür, dass das Konzept des Microlearnings heute immer öfters angewendet wird.

Als ich bei perspektive3 auf die Methode des Microlearnings gestoßen bin, fand ich es genial: Kurze Sequenzen mit relevanten Inhalten, Erklärvideos oder Infografiken, die die wichtigsten Informationen zu einem Thema zeigen. So bekommt der Lernende in ein paar Minuten gleich ein Überblick über ein bestimmtes Thema. Praktisch, wenn man sich schnell informieren will. Die Mitarbeiter lernen einen neuen Inhalt individuell und zeitunabhängig und können sich diesen auch besser merken, da sie daran konzentriert arbeiten können – denn sie sind nur so lang wie man sich heutzutage auch konzentrieren kann.

Eigentlich betreibt jeder von uns auch heute schon ein bisschen Microlearning, z.B. dann, wenn wir etwas Googeln oder uns ein Gerät in einem Youtube-Video erklären lassen: Dabei finden wir eine kurze Anleitung oder Definition zu einem Thema und diese wird auch schnell verinnerlicht, da das Thema erstens aus Interesse nachgeschlagen wurde und zweitens die Erklärung kurz und prägnant ist. Beides sind wichtige Erfolgsfaktoren für Lernen.

Microlearning ist jedoch bei komplexeren Themen und Inhalten, die einen eher ganzheitlichen, prozessorientierten Blick erfordern, nur geeignet, wenn es in den jeweiligen Kontext gesetzt wird und der Lerner auf seinem Lernpfad begleitet wird. Dennoch ist es eine sehr zeitgemäße Entwicklung im Lernbereich, da die mangelnde Zeit wie auch die fehlende Geduld vieler Mitarbeiter dadurch adressiert wird.

Detlef Nünninghoff
schreibt für den perspektive3 Blog. Ihre Spezialgebiete sind Kulturen, Sprachen und Kommunikation. Gerade lernt sie vieles über das Lernen und ist begeistert von den verschiedensten und neuartigen Methoden, die es in diesem Gebiet gibt.